Jenke als Kohlenschlepper
Berlin/Deutschland, 2009
In seiner Kindheit gab es an jeder Ecke einen Kohlenhändler. Heute sind es nur noch 30 in Berlin. Und es werden weniger - das Geschäft mit den schwarzen Klumpen ist nicht mehr lukrativ genug. Nur noch 3 % der Berliner heizen mit Kohle. Weil Kohle Arbeit macht. Und Dreck.
Dirk ist einer der letzten Kohlenhändler- und Schlepper in Berlin. Er ist Mitte 30, groß, hat Hände wie Baggerschaufeln und einen Humor, der versteckt in ihm liegt.
Kohle - schwarz, dreckig und über Tausend Jahre alt. Sie war einmal der wichtigste Rohstoff überhaupt. Zum Heizen und Maschinen antreiben. Schon Dirks Vater "hat in Kohle gemacht", sagt er und schultert sich die 90 Kilo Trage, als wöge sie nichts.
Immer schon wurde Kohle von Männern geschleppt, in Säcken und Kisten – 50 bis 100 Kilogramm schwer.
Die Wege in die Keller sind weit und stufig. Bei 50 Kilo pro Sack zähle ich jeden Schritt, rechne mit meinem Zusammenbruch noch vor Erreichen des Ziels. Während mein Chef leichtfüßig durch die engen Gänge tänzelt und den Sack gekonnt in einem Rutsch leert.
Das lässige Sackausschütten will mir nicht so recht gelingen. Und während Brocken für Brocken langsam herauspurzelt, zerbrösel ich die wertvolle Ware versehentlich mit meinen Füßen. Zum Glück ist es so dunkel, dass die Kundin es nicht mitbekommt.
In nur 20 Minuten schleppen wir zu zweit genau 1000 Kilo Braunkohle in den Kundenkeller. Und das ist erst der Anfang.