Jenke als... Krabbenfischer
Stimmt es, dass die leckere, kleine Nordseekrabbe zwar in der Nordsee gefangen, aber in Afrika gepult wird? Und dass, wenn sie dann nach langer Reise wieder zurück in unseren Supermarkt kehrt gar nicht mehr so frisch ist, wie auf der Packung behauptet wird?
Frank ist vielleicht noch etwas jung für einen Bilderbuch-Krabbenfischer, dafür aber ein absoluter Vollprofi auf der Jagd nach der kleinen Köstlichkeit. Und weil Frank mit den teuren Nordseekrabben doch nicht so viel Geld verdient, wie ich anfangs vermute, vermieten er und seine Frau noch eine Ferienwohnung in der Nähe des Hafens. Wie immer bei solchen Jobs muss ich früh aufstehen und wie immer ist genau das allein ein Grund, warum mir solche Jobs schon im Vorfeld nicht besonders gefallen.
Doch nach 60 Minuten Schiffstuckern, einem romantischen Sonnenaufgang und dem ersten Krabbenbrötchen sieht meine Welt wieder anders aus. Rund 500 Kilo Nordseekrabben fangen wir in zwölf Stunden. Und wer jetzt denkt, die kleinen Schalentierchen landen danach sofort in den Geschäften, der irrt. Denn abgesehen von den paar Kilo, die direkt an umliegende Restaurants oder einzelne Fischgeschäfte verkauft werden, landet der Großteil der Krabben - auf See bereits gekocht - erst im Lkw, dann in Holland, dann wieder im Lkw und nach rund 2500 Kilometern in Tanger, Marokko, Afrika.
Der Grund: das zeitintensive Pulen ist dort (übrigens auch in Polen) viel billiger als bei uns. Und so sitzen sie dort täglich, die etwa 1000 Frauen, die während der Arbeit nicht reden sollen und deswegen mit lauter Musik beschallt werden.
Und damit sie beim Pulen nicht von der teuren Ware naschen, erzählt man ihnen, es handele sich bei der Ware um Insekten. Ungenießbar. Ungesund. Nur Europäer seien verrückt genug, so etwas zu essen.
Ein Traum, der Tag auf See. Wer die Anzahl der Menschen und Außenkontakte gerne begrenzt, hat auf dem Kutter seine Ruhe. Es gibt anstrengendere Berufe.Für mich grenzte das Krabbenfangen schon fast an Meditation und hat mir sehr viel Ruhe gegeben, trotz der vielen Arbeit an Bord. Eine echte Berufsalternative für mich. Im Alter. Da, wo es etwas wärmer ist.