Jenke als... Wäscher
Die DHOBI GHATS gelten als die älteste und größte Freiluftwäscherei Indiens. Täglich schrubben, schlagen und spülen bis zu 10.000 Arbeiter rund eine halbe Million Kleidungsstücke, vom Chefarztkittel bis zum Touristen-Hotel- Badehandtuch und sie versprechen: Es wird sauber, wie mit der Maschine! Dabei waschen die Männer hier ausschließlich mit Händen und Füßen. Wie machen die das - und wie sauber wird die Wäsche wirklich?
Strom kostet viel Geld in Mumbai. Aber die Wäscher der Dhobi Ghats sind arm. Deshalb beginnt ihr - und in diesem Fall auch mein- Arbeitstag kurz vor Sonnenaufgang um fünf Uhr früh und er wird erst enden, wenn der letzte natürliche Lichtstrahl die Menschen und ihre schmutzige Wäsche wieder in die Dunkelheit entlässt.
Bereits nach einer Stunde ist mir klar: mit romantischer Handwerkeridylle hat das hier nichts zu tun. Die Männer arbeiten hart und viel und werden mit umgerechnet zwei Euro pro Tag bezahlt. Dafür tauchen sie Hände und Füße in hochkonzentrierte Lauge und andere Chemikalien. Richtig sauber wird's trotzdem nicht. Eigentlich ist diese Wäscherei eher ein Slum, denn - obwohl polizeilich verboten - schlafen die meisten Arbeiter gleich neben ihren Waschkesseln. Teilweise mit Frau und Kind, was sich dann schnell zu mehreren Tausend Menschen addiert.
Es ist anstrengend und unangenehm, den ganzen Tag die leicht schmutzige bis stark verdreckte Wäsche anderer Leute berühren und waschen zu müssen und das ohne schützende Handschuhe. Das kostete mich große Überwindung. Und wann immer ich mich vor laufender Kamera nach den benutzten Chemikalien erkundigte, wurden die Menschen mundfaul. Weil sie nicht wussten, wie giftig ihre "Waschmittel" sind oder weil sie es wussten und wegen der vielen Gefahren nicht drüber sprechen wollten. Klar ist jedoch: Lebendes Grün gibt es weitflächig um den Wasserablauf nicht mehr. Schon lange nicht mehr, wie die Wäscher sagen.