Jenke als... Tätowierer
Jeder zehnte Deutsche ist tätowiert und gehört laut einer aktuellen Umfrage zu den Besserverdienenden. Das Knacki-Image zählt nicht mehr. Kaum ein Star, der nicht irgendwo, irgendwas Bleibendes in der Haut trägt. Wie funktioniert das Gekritzel mit Nadel und Farbe eigentlich?
Lassen sich Tattoos wirklich nie wieder restlos wegradieren? Und was kostet das Kunstwerk am Körper? So viel Fragen so wenige Antworten.
Also, ran an die Nadel, Jenke!
Den richtigen Tattoo-Shop habe ich schnell gefunden. Natürlich in Berlin! Zwei coole, junge Frauen arbeiten hier mit sehr viel Leidenschaft und schrägen Ideen täglich acht Stunden an den unterschiedlichen Köpern ihrer Kunden. Da ist die Enddreißigerin, die esoterisch stark beeinflusst, die letzten zehn Jahre das für sie passende Tattoo gesucht hat: eine Elfe im Efeudickicht. Schmerzverzerrt schaut sie in unsere Kamera und während vier Nadeln geichzeitig etwa 2500 mal in der Minute ihre Wadenhaut durchbohren, beruhigt sie sich immer wieder selbst mit den Worten:
"Der Schmerz gehört einfach dazu und macht das Tattoo erst wertvoll." Ich will wissen, wie weh es tut und lasse mir eine Probelinie in die Haut stechen. Allerdings ohne Farbe, doch das ändert am Gefühl rein gar nichts. Ja, es zieht und sticht, wird warm und nervt bestimmt auf Dauer. Immer wieder läutet die sich öffnende Eingangstür für einen neuen Kunden mit Terminwunsch. Die Chefin selber übrigens hat sich auf comic girls der 60er/70er Jahre spezialisiert und trägt mittlerweile Bilder im Wert von 6000 Euro auf dem jungen Körper.
"Eines Tages will ich ganz dicht sein", sagt sie und meint damit auch die Haut an Hals, Nacken, Brüsten, Po und Füßen. Ganz dicht halt.
Die größte Schwierigkeit für mich an diesem Tag war einen Kunden zu finden, der mich mit der Nadelmaschine ranlässt. Die Panik stand jedem, den ich fragte, in die Augen geschrieben. Denn ausradieren ist nicht! Kurz vor Feierband dann der einzig Mutige. Geduldig und breitlächelnd durfte ich eine Kreole mit Schwarz füllen. Eine heikle Aufgabe, wenn der zu stechende Platz auf der Haut so klein, das Zittern meiner Hände aber so groß ist!
Einer der ältesten Tattoo-Träger ist übrigens Ötzi. Schon von 5300 Jahren ließ er sich insgesamt 15 Tätowierungen in die Haut stechen. Und die sind noch heute gut sichtbar. Und genau das, hat mich bis heute davon abgehalten.
Was den Beruf angeht bin ich dafür absolut und ohne falsche Bescheidenheit ungeeignet. Ich kann nicht einmal einen Hund, als solchen erkennbar, auf DIN A4 zeichnen. Und nur wer zeichnen kann und zwar viel besser, als all die anderen, ist ein wirklich kreativer Tattooartist.