Jenke als... Minenarbeiter
Ich muss 700 Meter tief in einen aktiven Vulkankrater, um dampfenden Schwefel abzubauen. Nur mit der Hand und einer Eisenstange schlagen hier täglich 500 Arbeiter das giftig leuchtende Element aus der Erde und füllen es in dünne Bastkörbe. Auch damit wir in Deutschland weiterhin Waschpulver, Dünger, Autobatterien und andere schwefelhaltige Dinge produzieren können. Ich werde in den Krater klettern und einen Tag lang Schwefel abbauen. Mit den hustenden Männern, die in der Regel nicht älter als vierzig Jahre alt werden.
Gleich die erste Nachricht des Tages ist eine schlechte: "Filmen verboten!" heißt es - und das bedeutet, die Minenchefs lassen uns mit der Fernsehkamera nicht rein. Auch langes Zureden hilft da nicht. Zu groß scheint ihre Angst vor einer negativen Berichterstattung zu sein. Denn der Betreiber der Mine (in diesem Falle der Staat) weiß, dass die Arbeiter hier nahezu ungeschützt einem sehr gefährlichen Beruf nachgehen. Dennoch hat es bis heute - abgesehen von einem französischen Touristen, der beim Fotografieren einen Schritt zu weit rückwärts ging und in die Tiefe stürzte- keinen Todesfall unter den Minenarbeitern auf Java gegeben. Warum also sollte der Betreiber etwas ändern?!
Um diese Zustände zu dokumentieren haben wir dennoch gedreht. Mit einer kleinen, sehr unauffälligen Kamera und dem Einverständnis der Minenarbeiter. Die Schwefeldämpfe beißen sich in unsere Augen zwingen uns ständig, die Luft anzuhalten. Ich möchte in den nur wenige Schritte entfernten, türkisfarbenen Kratersee springen, um mich abzukühlen. Und um mir das Gift vom Körper zu spülen. Doch die Männer warnen mich und zeigen dabei auf die Wasseroberfläche: sie sprudelt leicht und dampft. Große Luftblasen kriechen aus 250 Meter Tiefe empor. Dieser See ist tot und bringt den Tod. Sein ätzendes Wasser würde mir die Haut von den Knochen nagen.
Für mich war das der körperlich härteste Job, den ich je ausgeübt habe. Die Arbeit ist unmenschlich!
Meinen Bastkorb mit 70 Kilo schweren Schwefelbrocken konnte ich immer nur wenige Minuten schleppen. Zu stark und schmerzhaft war der Druck ins Schulterfleisch, zu steil und zu lang der Weg heraus aus dem Krater. Und dann weitere zwei Stunden im Laufschritt durch den Wald zur Abgabe- und damit auch Zahlstelle. Mein Tageslohn für zehn Stunden Schwefelhacken und -schleppen von umgerechnet 2,80 € habe ich den Männern geschenkt, die trotz ihres geringen Lohnes zu den Topverdienern auf Java zählen.
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