Bootsflüchtlinge
Zarzis/Tunesien & Lampedusa/Italien, 2011
Seit Stunden schon spielt die raue See mit unserem Boot. Fünf Meter hohe Wellen zwingen die Flüchtlinge in die Knie, so dass die meisten sich übergeben müssen – auch wenn der Magen schon lange leer ist. Die ersten sind unter dem psychischen Druck zusammengebrochen, Zweifel tauchen auf, ob sie auch wirklich ankommen werden an dem Ort, an dem für sie ein besseres Leben warten soll.
344 afrikanische Flüchtlinge, 48 Stunden lang auf hoher See. Unter ihnen mein Kameramann und ich. Es heißt, wie seien das erste Fernsehteam, das eine solche Fahrt mit der Kamera von Anfang begleitet. Von der komplizierten Spurensuche, dem Kontakt mit den Menschenhändlern bis auf das alte, völlig überladene Holzboot.
Unsere Fahrt über’s Mittelmeer begann in Tunesien, nur wenige Kilometer von der libyschen Grenze entfernt und endete auf der italienischen Insel Lampedusa. Tausende von Flüchtlingen sind dort nach der Revolution in ihrem Land gestrandet. Das Schiff, auf dem wir drehten, war eines der größten, das in dieser Zeit die Überfahrt wagte. Wenige Tage später, als die Boote wieder kleiner wurden und das Wetter noch schlechter, gingen einige von ihnen unter, rissen viele Menschen mit sich in die Tiefe.
Zur Zeit (21.04.11) heißt es, die italienische Küstenwache würde die Boote auf dem offenen Meer abfangen und sofort nach Tunesien zurückschicken. Die Flüchtlinge, die wir begleitet hatten, sind mittlerweile in Italien und Frankreich geduldet.