Langhalsfrauen

Mae Hong Son/Thailand, 2002

Früh am Morgen, wenn die Touristen noch nicht im Dorf sind, sitzen die Langhalsfrauen nur mit einem Tuch bekleidet am Brunnen und putzen sich ihre schweren Halsringe mit Stahlwolle, Seife und firscher Zitrone. Solange bis die großen Ringe wieder glänzen. Sie scheuern sich auch gegenseitig die Hälse, die Großen Frauen den kleinen Mächen, die kleinen Mädchen ihren größeren Schwestern oder ihren bewegungseingeschränkten Großmüttern. Die Frauen haben sichtbaren Spaß dabei, lachen und tauschen sie aus, erzählen sich die neuen Geschichten aus dem Touristendorf, in dem sie leben und wohnen.

Alle Frauen und Mädchen teilen sich hier ein Schicksal: Sie tragen einen bis zu sechs Kilo schweren Messingring um den Hals, als Schmuck und als Hingucker. Ein Leben lang. Sie sind zur Attraktion geworden, für die Touristen aus aller Welt Eintritt zahlen, um die Langhalsfrauen zu beobachten. Vielen Frauen Frauen scheint das nichts auszumachen, es ist für sie eine recht einfache Art des Geldverdienens.

Es gibt verschiedene Geschichten über den Hintergrund dieses Körperschmucks. Die einen sagen: "Nur solche massiven Halsringe schützen die Frauen vor Tigerbissen in den Hals und Tiger gab es hier einmal reichlich." Die anderen sagen:"Die Ehemänner ziehen ihren Frauen die Ringe an, damit sie ihre Attraktivität für andere Männer verlieren. also aus Eifersucht." Natürlich gibt es auch eine harmlosere Variante des Ursprungs: "Die Messingringe sind nur Schmuck und machen die schönen Padaungfrauen noch schöner."

Im zarten Alter von fünf Jahren werden einem Mädchen, und nur den Mädchen, die ersten Metalringe um den Hals gelegt, außerdem noch welche um den Unterarm und das Schienbein. Alle 1-2 Jahre werden die Ringe dann dem Körperwachstum angepasst und verlängert.

Es ist uns gelungen, eine der Langhalsfrauen zum Röntgen zu begleiten. Seit 35 Jahren hatte sie ihre Messingringe am Hals nicht mehr abgenommen. Doch während unseres Besuchs wurden ihre Schmerzen und Beschwerden in der Halswirbelbereich zu groß, so dass sie die Schmiedin rief. Das ist die eine Frau im Dorf, die diese Ringe anlegen und abnehmen darf. Sonst niemand. Es dauerte eine knappe Stunde, bis die Ringe der Patientin auf unserer Waage lagen, fünf Kilo schwer.

Beim späteren Röntgen stellte sich heraus, dass die Langhalsfrauen überhaupt keine langen Hälse haben. Es sieht nur so aus, wei die Ringe über jahre hinweg das Schulterblatt zu einem Dreieck geformt haben. Nur eine Deformation der Knochen, lässt die optische Täschung des viel längeren Halses entstehen. Mit dem Zentimetermaß nachgemessen, ist der Hals einer Langshalsfrau genauso lang, wie die meisten menschlichen Hälse auch.

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