Jenke als...Kammerjäger

Berlin/Deutschland, 2006

Offiziell hat niemand Ungeziefer in der Wohnung. Schon allein aus Scham vor den Nachbarn. Und doch hat Kammerjäger Gajek bis zu 100 Einsätze im Monat. Er jagt alles, was wir nicht als Mitbewohner haben wollen: Ratten, Mäuse, Kakerlaken und vieles mehr. Der Mann ist eine Art „Berufskiller“ und lässt mich dabei sein, wenn er sich zum Kampf rüstet.

Nur etwas mehr als 1000 Kammerjägerfirmen gibt es in Deutschtand. Da ist die Konkurrenz nicht allzu groß und das Geschäft läuft gut. Denn die Gefahr, sich Schädlinge in die Wohnung zu holen ist groß. Schon in einem gewöhnlichen Sack Kartoffeln aus dem Supermarkt können sich theoretisch Kakerlaken versteckt haben. Die schleppt man so in die Küche, den Lieblingsort der knackigen Urviecher. Schnell wie sie sind, verschwinden sie dann in allen Ecken und kümmern sich um den Familiennachwuchs. Wer nachts schon einmal barfuss auf eine solche „Gemeine Küchenschabe“ getreten ist der weiß, das es schöneres gibt.

Kaum einer kennt sich besser mit Schädlingen aus, als der trockenhumorige Herr Gajek, der an diesem Tag immer wieder lächelnd in die Kamera berlinert: „…und die bringen wir jetzt mal um!“
Nein, herzlos sei er nicht geworden in den letzten 37 Berufsjahren, flüstert er mir im dunklen Mehrfamilien-hauskeller zu. Und für viele Tiere hege er sogar allergrößten Respekt. Für die Ratte zum Beispiel. „Ich fühle und denke nach all den Jahren wie eine Ratte“, sagt er. „Ich weiß, wie und wo sie sich verstecken, ich kenne ihren Tagesrhythmus und ihre Angewohnheit, erst einmal den Nachwuchs von dem plötzlich bereitgestellten Futter kosten zu lassen. Überleben die eigenen Kinder die Mahlzeit länger als 48 Stunden, wagen sich auch die Erwachsenen Tiere ans Futter. Ist doch toll oder?!“
Und doch stellt Exterminator Gajek fast täglich eine vergiftete Futterbox in irgendeinem Keller auf und tötet so nach eigenen Angaben jährlich rund 35.000 Ratten.

Es gibt schönere Berufe – keine Frage. Und doch habe ich an diesem Tag als Kammerjäger sehr viel gelernt.

Ich weiß jetzt, wo die Tierchen hocken, wie man sie erkennt und ihnen zu Leibe rückt. Ich habe erfahren, dass Kakerlaken und Ratten auch bei Prominenten wohnen und dass aus Scham keiner darüber spricht.

Und trotzdem möchte ich diesen Job nicht machen.

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