Jenke als...Hundefrisör
Düsseldorf, 2007
Nein, glaube ich nicht! Das kann nicht stimmen!
Niemand gibt für ein Hundehalsband mit passender Leine knapp 4000 Euro aus! Und auch die Behauptung, besonders vernarrte Hundeliebhaber würden ihr Parfum auf den Duft des Hundes abstimmen, kaufe ich niemandem ab. Ist aber so.
Also los, Jenke, Gassi gehen.
Die frei erfundene Formel aus meinem Hundesalon-Tag lautet so: Hund mal Abstand zum Boden in Zentimetern gleich Anzahl der Tage bis zur nächsten Komplettwäsche. Was bedeutet, dass Fiffis in Wanderrattengröße eigentlich gleich in der Hundebadewanne sitzen bleiben können, während die großen Hundeexemplare vom Wuchse eines Bergmufflons nur zweimal im Jahr vorbeischauen müssen. Gemeinsam aber haben sie alle eins: keinen Bock auf den Hundefrisör. Ganz egal, wie oft der heuchlerisch-verständnisvoll über den gleich zu scherenden Kopf streichelt und dabei ständig seinen Namen wiederholt, so als sei man alte Bekannte.
Hunde gibt es seit knapp 135.000 Jahren, Hundefriseure seit einigen hundert Jahren. Es ist kein Ausbildungsberuf. Wer ihn erlernen will, muss die Ausbildung privat zahlen. Allein die Grundausbildung kostet da schon mal gerne 4000 Euro und ist doch nur ein Anfang. Erst nach diversen Lehrgängen und Seminaren ist der groomer ein groomer und kann ruhigen Gewissens ran an den Hund und seine etwa 330 Rassen.
Dann kann er auch verkaufen, was so mancher Kunde wünscht: Hundeschmuck, Hundeparfüm, Hunde Haute Couture und alles andere, was ein richtiger Hund eigentlich überhaupt nicht braucht.
Hundefrisör - Kein Beruf für mich.
Obwohl ich Tiere und ganz besonders Hunde liebe.
Und doch hat er mein Herz vor Freude hüpfen lassen an diesem Tag. Wegen Madame, dem Airdaleterrierweibchen aus dem Hause Dr. Oetker.
Der Milliardärshund wird von seiner sympathischen Besitzerin, die zu meiner großen Freude nichts von Hundeparfum und vergoldeten Halsbändern hält, alle paar Monate zum Waschen, Trimmen, Legen vorbeigebracht. Und das durfte ich an diesem Tag erledigen. Das hat mir sehr viel Freude gemacht. Und Madame auch. Denn während der insgesamt vierstündigen Behandlung, legte sie immer wieder im Köpfchen in meine Handfläche. Für ein Nickerchen. Und einen verliebten Blick. Der auf Gegenseitigkeit beruhte.